Once you have been to Africa you will leave your heart in Africa…
Hakuna Matata – Keine Sorgen! Das beschreibt so ziemlich perfekt das Motto der Arbeit als Hebamme in Tanzania. Im Rahmen meiner Ausbildung habe ich das erste Mal entschlossen, meine Abenteuerlust und Neugierde, wie denn wohl die Geburtshilfe in einem Land wie Tanzania aussehen wird, gestillt. Also gings für 3 ½ Monate nach Iringa, einem kleinen Ort mitten im wilden Tanzania in den Bergen. Tja, und was soll ich sagen.. my heart beats african rhythm now. Ich musste im Februar 2019 wiederkommen und nach meinem Abschluss an der FHG in Innsbruck dachte ich mir ebenfalls: no worries, baby. Also packte ich zwei riesen 25kg Koffer und ab geht’s zurück in die so lieb gewonnene zweite Heimat, diesmal für ein halbes Jahr.
Im Frelimo Hospital habe ich nun als Hebamme im Kreißzimmer, Schwangeren und Wöchnerinnen Station gearbeitet, gab Fortbildungsschulungen für die lokalen Hebammen und versuchte im Austausch mit dem hiesigen Fachpersonal die Qualität der dortigen Geburtshilfe zu verbessern, was sich als noch schwieriger herausstellte als gedacht. Die Geburtenzahl liegt bei rund 2000-3000 im Jahr, wer weiß das so genau, von Organisation keine Rede. Bei zwei bis drei Hebammen im Dienst ist das jedoch mehr als nur chaotisch; Frauen teilen sich manchmal zu zweit, zu dritt ein Bett. Kinderarzt gibt es keinen. Auch der Rettungswagen existiert nur, wenn sich der Fahrer dazu entschließt, auch gerade Zeit zu haben. Aber wie viele Neugeborene haben wir retten können. Frauen, die wir im Privatauto mitten in der Nacht in das nächstgelegene größere Krankenhaus gefahren haben. Ich habe gelernt, kreativ arbeiten zu müssen, denn nicht immer hatten wir alle Materialien, Gerätschaften oder Fachpersonal zu Verfügung. Ja, manchmal gab es nicht einmal mehr Strom oder fließend Wasser.
Ich habe gelernt wie, wichtig ein funktionierendes Team von MitarbeiterInnen ist, wo gegenseitiges Vertrauen und Teamwork an oberster Stelle steht. In einem so großen Krankenhaus, in dem ich jetzt in Wien arbeite, ist das, das Um und Auf. Die Herausforderungen waren enorm, manchmal nur schwer ertragbar, aber rückblickend bin ich immens daran gewachsen.
Ich habe die Ruhe der lokalen Hebammen, auch in Notsituationen einen kühlen Kopf zu bewahren, erlernt. Natürlich waren auch meine Tätigkeiten weit mehr als nur die einer Hebamme. Die Verantwortung der Hebammen dort zu Lande ist enorm. Nicht immer ist ein Kinderarzt, Gynäkologe oder gar Anästhesist vor Ort, dann ist man mehr oder weniger gezwungen, in die jeweilige Rolle zu schlüpfen. Aber wie sehr rührt es einen, wenn man ein schüchternes Lächeln und ein „asante sana„(Vielen herzlichen Dank in Kiswahili) erhält. Es sind nicht die großen Worte der Frauen, denn diese sind eher von ausländischen MitarbeiterInnen eingeschüchtert, sondern der Ausdruck in den Augen, der nur erraten lässt, wie dankbar sie in Wirklichkeit sind. So viele Neugeborene, die wir retten konnten und versorgt werden konnten. Ja, es gäbe viele Geschichten zu erzählen, jedoch halte ich mich kurz.
Unter all dem Trubel steht jedoch immer die Lebensfreude der Menschen im Vordergrund, es wird immer gelacht, getuschelt, gesungen, getanzt (ja, auch im Operationssaal), gegessen und getrunken. Bunt ist das Leben dort und laut. Tränen flossen aus Trauer und Verzweiflung, aber auch aus Freude.
Ich denke, was mich als Hebamme ausmacht, ist die Heiterkeit und Lockerheit im Beruf. Ich vertraue auf die Natürlichkeit des Geburtsprozesses. Ich lasse mich auf die Frauen ein und bin dabei sehr authentisch. Da ich gesehen habe, wie Geburtshilfe aussieht, wenn wirklich nichts außer ein Feldbett zur Verfügung steht und ein paar Infusionen, manchmal nicht einmal das. Wie man nun auch ohne Schmerzmittel der Frau durch die Geburt helfen kann, war sehr faszinierend zu beobachten, welche Kraft wirklich in uns Frauen steckt und wie resistent die Kleinen dabei sind. Mutter und Kind, zwei Kämpfer. Im besten Fall braucht es nur eine Hebamme, die Ratschläge geben kann und gutes Zureden. Die Energie zum Gebären ist schon da, schlummert in uns. Wir müssen nur zulassen, sie freizulassen.
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